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Rezension: Bar Bibel- Cuhan Anadologlu- Callwey

Dieses sehr schöne Bar-Buch des international renommierten Barkeepers Cuhan Anadologlu und Miteigentümers der Bar CIRLCE BY CIHAN ANADOLOGLU in München nimmt seinen Anfang mit zwei Vorwörtern und in der Folge einer einleitenden Vorstellung des "Hearthouse" und der Bar "Circle" in München.

Das "Hearthouse" gilt als Ort der Begegnung und hier im Speziellen als Plattform für Networking und kreativen Austausch. Cuhan Anadologlu kreiert und garniert als Bartender täglich neue Cocktails in seiner Bar, die sich im ersten Stock des "Hearthouse" befindet. Es handelt sich dabei um Münchens erstem Private Member Club. Dort können nur die Mitglieder und ihre Gäste die einzigartigen Cocktails genießen. 

Das "Hearthouse" umfasst übrigens zwei Restaurants, zwei Bars, einen Nachtclub, ein Separée, ein Wohnzimmer, Business- und Meeting-Räume, dazu noch Eventflächen und ein kulturelles Programm, dessen Akteure DJanes, Starbarkeeper, Schauspieler und Schriftsteller sind. Die Bar "Circle" verfügt über eine japanisch inspirierte Ausstattung und wurde mehrfach ausgezeichnet. 

Cuhan Anadologlu berichtet über die Geschichte des Cocktails Wissenswertes. Weltweit bekannt wurde dieser Mitte des 19. Jahrhunderts. Damals auch erhielt der Beruf des Bartenders immer mehr Beachtung. 

Anhand einer Grafik kann man sich einen Überblick verschaffen, welche Cocktails, Longdrinks & Spirituosen zu welcher Uhrzeit bei Tag und Nacht angesagt sind und erhält in der Folge die Rezepte der 200 besten Drinks der Welt. Diese sind alphabetisch geordnet. Man erfährt immer auch, welches Glas man für das jeweilige Getränk verwenden sollte und liest zumeist auch in welchem Jahr sie entstanden sind und in welcher Bar sie erstmals kreiert wurden. 

Neben diesen 200 besten Drinks der Welt wartet der Autor noch mit 50 seiner besten Eigenkreationen auf. Diese zu studieren ist besonders spannend, nicht nur der Rezepturen wegen, sondern auch aufgrund der kleinen Geschichten, die der Barmann dazu liefert. Zudem warten auf den Leser noch 9 Drinks internationaler Bartender und Rezepte für kleine Imbisse, die zu bestimmten Drinks, die genannt werden, passen. 

Alle Rezepte stammen von Florian Gürster, dem Chefkoch des "Hearthouce". Hervorheben möchte ich das "Steak Tartare mit Sesam, Birne und Chili". Dazu empfohlen wird der Cocktail No.1, der perfekt zu den Aromen des Steak Tartare harmoniert. Delikat auch ist "Croque Monsieur" mit Trüffelbrie, der mit dem Cocktail No. 30 harmoniert und zwar der fruchtigen Noten besagten Drinks wegen. 

Auf den letzten Seiten lernt man Säfte, Sirups & Espumas kennen, ohne die bestimmte Cocktail-Kategorien nur selten funktionieren. Dann werden die Basics der Barausstattung  näher erläutert und zudem die Techniken an der Bar sehr gut erklärt. Baradressen in der ganzen Welt werden zum Schluss auch noch genannt und auch Bezugsquellen und Literaturempfehlungen.

 Alles in allem ist dies ein sehr schönes und dabei informatives Buch. 

Empfehlenswert

Helga König

Überall im Handel erhältlich
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Rezension: Der Wein-Graf- Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau- ein Porträt- Wolfgang Junglas

Autor des vorliegenden Buches ist Wolfgang Junglas. Der im Rheingau lebende, studierte Soziologe arbeitet seit 1985 als fester, freier TV- Redakteur zunächst beim ZDF und später beim SWR in Mainz. Als Weinjournalist und Restaurantkritiker ist er Vorsitzender des Weinjournalistenvereins Weinfeder e. V., zudem Autor der TV-Serie "Landgasthöfe in Rheinland-Pfalz" und arbeitet  des Weiteren als Moderator und TV-Produzent. Zudem veranstaltet Junglas in der Brentanoscheune in Oestrich-Winkel das Bühnenprogramm der Rheingauer Wein Bühne. 

Graf Matuschka-Greiffenclau, "der Wein-Graf" hat Ende der 1970er Jahre an der Johannes- Gutenberg- Universität in Mainz  abends eine Vorlesung zum Thema Wein gehalten. Studenten aus allen Fachbereichen strömten in diese Vorlesung, um Wissenswertes über Wein zu erfahren. Dank seiner spannenden Ausführungen begann ich mich damals als junge Studentin für Wein  intensiver zu interessieren. 

Jahrzehnte später haben wir Weine von "Schloss Vollrads", dessen Inhaber Graf Matuschka -Greiffenclau einst war, auf "Buch, Kultur und Lifestyle" vorgestellt und mit dem heutigen Gutsverwalter Dr. Rowald Hepp ein Interview über das Weingut und die Weine realisiert. All dies hat mich neugierig auf  das Buch "Der Wein-Graf" gemacht.

Anlässlich des 20. Todestages von Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau hat Wolfgang Junglas den "König" des Rheingaus facettenreich porträtiert und versucht auf diese Weise eine Antwort auf die Frage nach dessen Selbstmord zu finden. 

Dem Text sind einige Fotos beigefügt, die dem Leser einen visuellen Eindruck von dem Protagonisten und seinem Anwesen vermitteln. 

Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau beging am 19.8.1997 Suizid. Das tragische Ereignis war damals nicht nur im Rheingau ein Thema für mancherlei Spekulationen. Als Ursachen für den Selbstmord kursierten Gerüchte, dass seine Gläubigerbank ihn in den Tod getrieben habe, auch war die Rede davon, dass schlechte Weinkritiken eine Rolle gespielt haben sollen. 

Junglas, der den Grafen auf Weinveranstaltungen mehrfach getroffen hatte, war beeindruckt von seiner Ausstrahlung, seinen Visionen und seinem Redetalent. Wie der Autor schreibt, habe Matuschka-Greiffenclau den Rheingauer und auch den deutschen Wein national und international verkörpert und ihn wie kaum ein anderer vertreten. Nicht zuletzt sehr beliebt bei den Frauen, ist es zunächst nicht nachvollziehbar, weshalb dieser Mann sich das Leben nahm. 

Wolfgang Junglas ging auf Spurensuche, besuchte  Schloss Vollrads und erfuhr dort viel von der langen Geschichte des Hauses, die sich zurückverfolgen lässt bis zu Zeiten Karls des Großen. Der Autor bringt dem Leser durch seinen historischen Abriss das alte Adelsgeschlecht  näher und lässt ihn auf diese Weise verstehen, welche familiäre Verantwortung auf diesem Mann mit großem Ehrbegriff gelastet hat. 

Grundlage für das Buch sind 60 Interviews mit Familienmitgliedern, engen Mitarbeitern, den Wein-Gefährten, dem Gutsverwalter und der Nassauischen Sparkasse als Hausbank, des Weiteren das Sichten von Pressearchiven und Originaldokumenten. 

Wolfgang Junglas skizziert zunächst die Kindheit, Jugend, das Studium und die Berufstätigkeit des Grafen und berichtet darüber wie dieser mit Elisabeth Schick, einer Kollegin bei Olivetti nach Vollrads zurückkehrt und die Leitung des Familienunternehmens übernimmt. Die beiden waren offenbar ein sehr gutes Team damals und entwickelten eine moderne Marketing-Strategie. Dazu gehörten kulinarische Weinproben, vor allem aber das erfolgreiche Bemühen, deutsche Weine in der Top-Gastronomie zu platzieren.

Junglas erzählt wie die vier Winzer Michael Graf Adelmann, Graf Matuschka –Greiffenclau, Carl von Schubert und Armin Diel in den 1980er Jahren in die deutsche Weingeschichte eingingen, indem sie durch die Top-Gastronomie tourten und für deutsche Weine warben. 1982 dann engagierte sich Matuschka-Greiffenclau für das Restaurant im "Grauen Haus", das ihm gehörte. Es ist das älteste Steinhaus Deutschlands. Schon wenig später wurde es das"Weinschmecker Restaurant" des Rheingaus. Hier wurden 120 hochwertige Rieslinge und Spätburgunder angeboten, die allesamt aus dem Rheingau kamen. Dazu kreierte der junge aufstrebende Koch Egbert Engelhardt sehr delikate Speisen. So wurde das idyllisch gelegene Haus schon 1984 mit einem Stern von Michelin ausgezeichnet.  Das Ambiente war wirklich überaus beeindruckend, die Weine und die Speisen ebenso.

Die Achtziger waren für den umtriebigen Adeligen gute Jahre. 1986 wurde Graf Erwein zum Präsidenten des Rheingauer Weinbauverbandes gewählt. Für den VDP-Weinverband hatte er damals viele Grundlagen gelegt, die den VDP erneut an die Spitze des deutschen Weinbaus brachten. 

Doch dann geriet Schloss Vollrads Anfang 1990 in eine materielle Schieflage. Darüber erfährt man im Buch Wissenswertes. Zu hohe Kostenfaktoren aufgrund der Erhaltung der Gebäude und die Bedienung der  beträchtlichen Kredite  beutelten den Grafen immer mehr. Auch der Verkauf einiger Objekte, so u.a. des Grauen Hauses konnte nur kurzfristig helfen. 

Wie die Dinge sich weiter zuspitzten und weshalb es letztlich immer desaströser für Matuschka-Greiffenclau  wurde, begreift man spätestens durch die Lektüre dieses Buches. Sehr aufschlussreich ist der abgedruckte "Abschiedsbrief an die Öffentlichkeit", der von Wolfgang Junglas interpretiert wird. Mein Blick bleibt lange an der Schrift des Grafen hängen und ich begreife aufgrund des Schriftbildes, weshalb  Graf Erwein sein Leben als zerbrochen ansah. 

Wie es nach dem Ableben von Erwein Graf Matuschka -Greiffenclau mit Schloss Vollrads weiterging, bleibt in dem Buch von Wolfgang Junglas auch nicht unerwähnt.

Nach der Lektüre denke ich spontan: 12% Zinsen sind eine Unverschämtheit. Das konnte nicht gut gehen... 

Empfehlenswert. 

Helga König

Überall im Handel erhältlich
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