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Rezension: Schokolade & Wein- Ein Genuss- und Geschmacksverführer-Eberhard Schell-Hädecke

Der Autor dieses bemerkenswerten Buches ist der Konditormeister und Chocolatier Eberhard Schell. Er befasst sich seit nunmehr 20 Jahren mit "Wein und Schokolade". Das Nachschlagwerk ist bereits in der 2. Auflage erschienen und wurde mit der Silbermedaille der Gastronomischen Akademie Deutschlands ausgezeichnet. 

Eberhard Schell erzählt zunächst wie es dazu kam, dass er ganz besondere Pralinen kreiert, die in der Weinwelt für immer größere Neugierde sorgen und er lässt nicht unerwähnt, dass er mittlerweile mit 150 Weingütern aus 13 deutschen Anbaugebieten aber auch mit Winzern aus Österreich und Italien zusammenarbeitet, deren edelsüße Weine, Sekte, Wein- und Tresterbrände von ihm und seinem Team zu feinen Pralinen veredelt werden. 

Wissen sollte man, dass Wein und Schokolade viele Gemeinsamkeiten haben als da sind: Geographisches, das Terroir, die Sortenvielfalt, Anbaumethoden, Gärung, Verarbeitung bis hin zur Geruchs-und Geschmacksvielfalt. Doch auch bezüglich der Mystik, der Religion und der kulturhistorischen Bedeutung gibt es Parallelen über die man ähnlich wie über die oben genannten Gemeinsamkeiten  Näheres erfährt. 

Die Informationen über die Herkunft von Kakao und Wein und über die Geschichte der Schokolade verdeutlichen den Stellenwert des Produkts in vergangenen Zeiten. 5,5 Millionen Bäuerinnen und Bauern und teilweise auch deren Kinder sind mit dem Anbau und der Ernte der Kakaobohnen beschäftigt. Zumeist werden die Bauern ausgebeutet zugunsten der Lebensmittelkonzerne, Discounter und der Endverbraucher. Schell plädiert für Nachhaltigkeit und Fairness. 

Bei allen Gemeinsamkeiten, die im Buch ausführlich beschrieben werden, werden die medizinischen Aspekte von Schokolade und Wein nicht vergessen und es wird über Lagerung und Genuss  Aufschlussreiches berichtet, bevor man sich dann ausführlich über Farbtöne und Geruchs- sowie Geschmacksaromen von Wein und Schokolade informieren kann. Diese Auflistungen sind sehr gut und übersichtlich gestaltet und verhelfen zu neuen Erkenntnissen beim aufmerksamen Genuss der Produkte. 

Man erfährt Wissenswertes zur Vorbereitung der Verkostung und kann sich in Genussregeln vertiefen, bevor man unterrichtet wird, welcher Wein überhaupt zu welcher Schokolade passt. Wer bislang meinte, Schokolade eigne sich nur zu Rotwein, wird hier eines Besseren belehrt. Eine Vielzahl von Weiß- und Rotweinsorten kommen zur Sprache und man liest jeweils, welche Schokolade sich am besten dazu eignet, wobei dies immer ausführlich begründet wird. 

Portweine, Sherrys und Malagaweine bleiben in der Betrachtung ebenso wenig ausgespart wie Sekt und Champagner und selbst Spirituosen werden als Schokoladenbegleiter näher beleuchtet.

Das Buch ist eine wirkliche Bereicherung für alle, die einen optimalen kulinarischen Genuss zu schätzen wissen, den die  wohlüberlegte Verbindung Schokolade & Wein zu bieten vermag.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Im Fachhandel erhältlich
Onlinebestellung bitte hier klicken:  Hädecke oder Amazon
Schokolade & Wein: Ein Genuss- und Geschmacksverführer

Rezension: Die Weine von Gala- Taschen

Das vorliegende Buch ist ein exzentrischer Weinratgeber des Surrealisten Salvadore Dali, der als Hedonist edle Weine sehr zu schätzen wusste. 

TASCHEN hat den Prachtband, der 1977 erstmals erschien, jetzt in einer Faksimile-Ausgabe neu aufgelegt.  Das reich bebilderte Werk folgt dem Sinnspruch des Künstlers, "Wer genießen kann, trinkt keinen Wein mehr, sondern kostet dessen Geheimnisse“, und erklärt die Mythen um den Wein und seine Herstellung, illustriert mit mehr 140 Zeichnungen des Künstlers.

Das Buch ist in zwei große Abschnitte untergliedert. Die Texte des ersten Abschnitts stammen von Max Gérard. Der Titel dieses Abschnitts lautet "Die Zehn Weine des Göttlichen." Zur Sprache gebracht werden: Der Wein aus dem Ay- Der Wein aus dem Shiraz- Der Wein des Königs Minos- Der Lacrimae Christi- Der Châteauneuf-du Pape- Die großen Bordeauxweine- Der Château Yquem- Der Jerez- Der Wein Kaliforniens. 

Die Zeichnungen, Bilder und Zitate illustrieren auf gekonnte Weise die Texte, deren Reiz die Mythen sind, die Weine zu Kulturgütern der besonderen Art machen. So liest man u.a., dass die Verherrlichung des Weines jahrhundertelang bei allen Nationen Thema war, dass er die Künste am meisten inspirierte und dass  er von ihnen am häufigsten besungen und gefeiert wurde. Weiter erfährt man, dass die Rebsorte mit dem Namen Syrah aus dem Orient stammt. Aus ihr wird der Châteauneuf-du-Pape gekeltert.  Man bemerkt rasch, dass alles irgendwie betont bacchantisch anmutet und ist beeindruckt durch die großartigen Illustrationen,  fast betrunken  von allem.

Ist man textlich bei den großen Bordeauxweinen angelangt, liest man, dass der Wein als Wein des Klassizismus- ähnlich einem Garten von Le Nôtre, die Erinnerung an den Präsidenten de Ségur verkörperte, den Ludwig XIV. "den Fürst des Weines oder den reichsten Seigneur des Königreichs" nannte und der auf seinem Gewand die Kieselsteine des Médoc trug. 

Dann liest man man weiter irgendwo, dass der Wein nicht nur intellektuelle Fähigkeiten erweckt, sondern sie auch schafft. Dies geschieht, indem er seine ätherischen Düfte bis ins Gehirn dringen lässt, neue Berührungspunkte erfindet und Gedanken verbindet, indem er das Vergnügen zu schaffen mit dem Vergnügen nicht zu schaffen verwebt.  Das klingt interessant.

Irgendwann  Seiten später liest man dann vom Chateau Iquem und der damit verbundenen Geschichte und darf sich einer Fülle von beeindruckenden Bildern erfreuen, die sehr dionysisch daherkommen.  In der Folge schließlich – man befindet sich bereits in einem Taumel von bacchantischen Wörtern und Bildern - wird man mit 2. Abschnitt "Die zehn Weine Galas vertraut gemacht".

Der  Verfasser dieser Texte ist Louis Orizet. Gala war übrigens die Muse Dalis. Orizet bittet eingangs schon um Vergebung wegen der poetischen Trancezustände, in denen er sich  den emotionalen Reizen hingibt, wo seine Dialoge mit Wein entstehen. Damit Sie eine Vorstellung davon bekommen, was er damit meint, zitiere ich aus dem Text. "wenn es uns erlaubt ist, die beim Kosten eines Médocs empfundene Emotion mit derjenigen zu vergleichen, die ein Menuett Mozarts in uns auslöst, so erinnert uns die Begegnung mit einem Musigny, einem der besten, wenn nicht sogar dem besten Wein der Côtes an die symphonischen Entfesselungen der Fugen oder der ungarischen Rhapsodien von Liszt."

Von Weinen des Ästheten ist die Rede, auch von Weinen des Lichts. Ich vermute, es ist Gala, die dem Bildbetrachter eine Traube hinhält. Wie eine Bacchantin wirkt sie nicht. Eher sachlich, merkantil.  Wen wundert es? Machte sie doch Dali zum erfolgreichsten Künstler seiner Generation in ihrer 50 jährigen Ehe. Immer wieder wird man mit gastronomischen Anmerkungen konfrontiert, die es lohnt zu lesen. Man erfährt in diesem Buch unendlich viel über Weine, aber man muss über Poesie und Fantasie verfügen, um sich in die exzentrisch geschilderte Weinwelt dieses Buches entspannt vertiefen zu können, die surreal ist, wie die Werke Dalis selbst.  

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Überall im  Fachhandel erhältlich.
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Dalí. Die Weine von Gala