Dieses bemerkenswerte, reich bebilderte Buch über Wein hat Jacopo Cossater geschrieben. Der gebürtige Venezianer studierte an der Universität in Perugia, um danach eine Ausbildung als Sommelier zu absolvieren. Heute arbeitet er als Journalist in Umbrien. Von dort aus betreibt er seit einigen Jahren zwei der populärsten italienischen Weinblogs: Enoiche illusioni und Intravino.
Der studierte Fotograf Fabio Petroni hat die vielen ansprechenden Fotos für das Buch realisiert. Petroni stammt aus der Provinz Ancona. Derzeit ist er in Mailand beschäftigt und arbeitet mit anerkannten Fachleuten seines Gebiets zusammen. Spezialisiert hat er sich auf Porträt-und Stillleben-Fotografien. Dabei hat er schon zahlreiche Bücher zu Genussthemen publiziert und ist offizieller Fotograf des International Jumping Riders Club und der Young Riders Academy.
Blättert man zunächst in diesem Buch, bereitet es großes Vergnügen, die schönen Fotos zu bestaunen, sei es von Trauben, von Weingläsern oder den mit Wein gefüllten Dekantern und natürlich von den Bildern der Aromenkomponenten der einzelnen hier vorgestellten Weine, als da sind: Früchte, Nüsse, Kräuter, Gewürze, Blüten etc.
Das Buch beginnt mit geschichtlichen Betrachtungen im Hinblick auf Wein. Hier wird zunächst der Wein in der Antike thematisiert und nicht unerwähnt gelassen, dass vor allem die Römer es waren, die Weinpflanzen in alle Winkel des von ihnen eroberten Reichs brachten, konkret nach Spanien, nach Süd- und Nordfrankreich, nach Deutschland und auch nach England. So entwickelten sich die heute legendären Weingebiete, beispielsweise das Bordeaux, die Champagne, die Loire, die Mosel und das Rioja.
Mit der Einführung der Glasflasche im 17. Jahrhundert fanden die ersten Weinflaschen Verbreitung. Man liest im geschichtlichen Teil auch von der Reblaus im 19. Jahrhundert, zudem u. a. von einer Entdeckung des Chemikers Louis Pasteur, dem es zu verdanken ist, dass sich ein immer größeres Wissen über die Funktion der Hefen während der alkoholischen Gärung durchsetzte.
Berichtet wird, wie sich in der neuen Welt allmählich interessante Weinanbaugebiete entwickelten, bevor man dann Wissenswertes über die Weinherstellung erfährt.
Beginnend mit dem Weinberg, liest man welche Bedeutung das Terroir für die Weine hat, kann sich dann in Informationen zur Lese, Weinbereitung und zu den Reifeprozessen vertiefen und erfährt hier nicht zuletzt, dass während des Reifeprozesses, der auch Ausbau genannt wird, der Wein seine sensorischen Qualitäten nicht nur verbessert, sondern auch stets stabiler wird, bis dann der Zeitpunkt zur Flaschenabfüllung gekommen ist.
Im Rahmen der Verkostungsbetrachtungen wird man kundig gemacht hinsichtlich des äußeren Erscheinungsbildes von Wein, lernt auch Wissenswertes zur Geruchsprüfung und bekommt Gläser vorgestellt, die passend für die Aromaentfaltung bestimmter Weine sind. Dabei soll nicht unerwähnt bleiben, dass man Weinaromen in drei Kategorien unterteilt: primäre, sekundäre und tertiäre Aromen. Was dies im Einzelnen zu bedeuten hat, wird gut nachvollziehbar erläutert.
Es folgen danach hilfreiche Informationen zur Geschmacksprüfung. Dann erfährt man, welcher Wein zu welchem Essen passt. Gelungene Kombinationen werten das Essen auf und machen den Wein lebendig. Sehr gut skizziert werden Merkmale von Speisen und von Weinen, um zu begreifen, wie diese sich gegenseitig befördern können.
Auch über die Flaschen und deren Verschlüsse wird man bestens aufgeklärt und kann sich anhand von Bildern bewusst machen, welche Form eine Schlegel- und beispielsweise eine Albeisaflasche hat. Die Serviertemperatur und Informationen zum Weinkeller bleiben ebenfalls nicht ausgespart und man bleibt in punkto Schaumweine wie auch Champagner und Prosecco keineswegs unaufgeklärt. Hier auch beginnen die ersten Skizzierungen, deren Schema bei den Weinpräsentationen beibehalten werden. Zur Sprache kommt jeweils:
Typ, Farbe, Geruch, Geschmack, Rebsorte, Herkunftsbezeichnung, Regionen, Serviertemperatur, Mindestalkoholgehalt und Speiseempfehlung.
Nach einer kurzen Einführung zum Weißwein lernt man die folgenden kennen: Chablis, Château-Chalon, Fiano die Avellino, Puligny –Montachet, Müller-Thurgau, Pinot Gris, Puilly-Fumé Riesling, Soave, Gewürztraminer, Verdicchio und Vouvray.
Die einzelnen Weine werden textlich immer sehr gut dem Leser nahe gebracht und es wird stets mittels des oben genannten Schemas Wissenswertes zu den jeweiligen Weißweinen festgehalten.
Es geht bei den präsentierten Weinen nicht um Produkte einzelner Weingüter, sondern um ausgesuchte Weine, die in bestimmten Regionen besonders gut gedeihen und repräsentativ sind. Vorgestellt werden übrigens die Geschmacks- und Geruchsnuancen der 40 wichtigsten Weine der Welt.
Die Aromen der Weine sind durch einzelne Lebensmittel fotografisch präsentiert. Das sieht fantastisch aus und illustriert die Texte bestens.
Genau wie bei den Weißweinen werden auch die Rotweine dem Leser näher gebracht. Dabei handelt es sich um: Amarone della Valpolicella, Barolo, Brunello di Montalcino, Château-du-Pape, Chianti Classico, Gevrey-Chambertin, Herimitage, Montefalco Sagrantino, País, Pauillac, Pinotage, Pomerol, Pommard, Priorat, Ribera del Duero, Rioja, Saint-Émilion, Taurasi und Zinfandel.
Auch hier ist es gelungen, dem Leser einen sehr guten Überblick zu verschaffen und zu verdeutlichen, worauf es bei den einzelnen Weinen jeweils ankommt.
Die Süßweine wurden ebenfalls nicht vergessen. Hier werden vorgestellt: Icewine, Marsala, Passito di Pantelleria, Portwein, Recioto della Valpolicella, Sauterne, Sherry und Tokajer.
Wiederum machen die Beschreibungen neugierig und man freut sich, den einen oder anderen Wein dann auch zu testen. Im Internet kann man alle erwähnten Weine bestellen, sei es bei Winzern oder aber bei guten Weinhändlern.
Im Anschluss begeistert ein umfangreiches Glossar alle, die Fachausdrücke aus dem Bereich Wein in ihren Sprachschatz übernehmen wollen. Die visualisierten Düfte des Weines zum Schluss zeigen, was man erwarten kann, wenn man die Nase an das Glas hält und dabei intensiv riecht.
Es ist der Duft des Paradieses, der uns dann entgegen strömt. Dieses wurde hier vortrefflich vermittelt.
"Wein- Mit allen Sinnen Geniessen" ist ein Prachtband, der auf Anhieb begeistert. Für gut gelaunte Weinfreunde stellt er sowohl einen intellektuellen als auch einen visuellen Leckerbissen dar.
Maximal empfehlenswert.
Helga König
Helga König
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