Die Autorin dieses Buches ist die Chef-Sommeliere und Weinjournalistin Romana Echensperger. Sie schreibt regelmäßig bei niederländischen und deutschen Magazinen und hat eine eigene Kolumne bei den Tageszeitungen des Dumont Verlages. Zudem gestaltet sie für das Deutsche Wein Institut regelmäßige Workshops über die vielen Facetten des Deutschen Weines. Das Institut "Masters of Wine" hat ihr 2015 den Titel "Master of Wine" verliehen. Diesen Titel haben weltweit nur 340 Personen.
Mit "Von wegen leicht und lieblich" macht Romana Echensperger Frauen eine Freude, die mehr über Wein wissen möchten und sich möglicherweise bislang scheuten, ein Weinbuch in die Hand zu nehmen, weil die meisten Weinbücher schon rein gestalterisch eher Männer ansprechen. Bereits das Cover ihres Buches ist für Frauen ein Hingucker. Der Wein im Glas dort korrespondiert mit dem Lippenstift der abgebildeten Schönen. Es handelt sich dabei um eine Illustration, wie man sie aus Modezeitschriften kennt.
Neben vielen Bildern von Weinen, Impressionen rund um den Wein und Modezeichnungen, erlebt man im durchaus textreichen Buch die fotogene Autorin, hübsch gekleidet, auch gut geschminkt und gewinnt den visuellen Eindruck, dass hier keine Oberlehrerin den Leserinnen Weinwissen einbläuen möchte, sondern eine schöne, charmante und dabei stilvoll gekleidete Frau ihren Geschlechtsgenossinnen vormaliges Herrschaftswissen von Männern - vor allem nonchalant -vermitteln will.
Die Schauspielerin Iris Berben hat das Vorwort zu diesem bemerkenswerten Werk geschrieben und ist wie alle anderen Frauen, die diesem Buch zu Wort kommen, auf einem Foto zu sehen. Sich nicht mehr verstecken zu müssen als Weingenießerin, ist eine wesentliche Botschaft dieses Buches, das auf seine Weise auch als Beitrag zur Emanzipation gesehen werden kann.
Romana Echensperger hat das Wissen, das sie weitergeben möchte, in vier Abschnitte untergliedert, als da sind:
Aufräumaktion! Schluss mit den Weinmythen!
Die wichtigsten Rebsorten & Weinstile
Welcher Wein zu welchem Anlass?
Tolle Weinfrauen
Diesen vier Abschnitten voraus gehen ihre "Gedanken vorab". Hier lässt sie die Leserinnen wissen, dass es tatsächlich einen kleinen Unterschied in der Geschmackspräferenz zwischen Frau und Mann gibt. Nach einer neuen Studie der renommierten Wein-Hochschule in Geisenheim tendieren Frauen statistisch gesehen mehr zu Weiß- und Roséweinen, während Männer eher Rotwein trinken.
Je intensiver sich Weintrinker (m/w) mit Wein befassen, umso mehr neigen sie zu trockenen Weinen. Studien belegen, dass Frauen besser riechen und schmecken und insofern Aromen besser differenzieren können. Zudem teilen Frauen ihre Weine gerne mit anderen, während Männer sie eher als Statussymbol betrachten.
Die Autorin berichtet in ihrem Buch fundiert und unterhaltsam über Wein, zeigt die wichtigsten Kniffe im Umgang damit, entlarvt überflüssiges Expertengeschwätz, stellt die am weitesten verbreiteten Rebsorten vor und bringt sie den Leserinnen gekonnt näher. Des Weiteren erteilt sie Weintipps zu besonderen Anlässen wie auch für den persönlichen Weinalltag. Dabei ist es ihr am wichtigsten, Lust auf Wein zu machen, zum Experimentieren zu ermuntern und die Vorfreude auf ein gutes Glas Wein zu steigern.
Frauen achten mehr auf die Gestaltung der Etiketten. Deshalb gibt es mittlerweile eine typisch feminine Etiketten-Gestaltung. Neun besonders kreative Beispiele sind im Buch abgelichtet.
Noch in der Einleitung wirft die Autorin einen Blick in die Geschichte und skizziert die besondere Beziehung zwischen Frauen und Wein in vormaligen Zeiten. Hier bleibt nicht unerwähnt, dass Frauen lange vom Weingenuss ausgegrenzt waren. Die Gründe hierfür werden auch genannt. Man liest von Frauen wie Madame Veuve Clicquot und Lilly Bollinger, die einen großen Beitrag in der Weinwelt geleistet haben und erfährt, dass Frauen heute einen selbstverständlichen Platz in der Weinwelt haben. Das beruhigt.
Man erfährt nicht nur, wo man am besten Wein kauft, auch die Frage nach dem Preis wird zur Sprache gebracht. Es sind keineswegs nur die Erzeugerkosten, so Echensperger, sondern Angebot und Nachfrage, auch Trends und Image, die in der Preisfindung eine Rolle spielen.
Kork-und Schraubverschluss werden reflektiert und auch Gläser und Weinutensilien vorgestellt. Die Autorin schreibt zudem sehr einfühlsam über die Weinpflege. Hier auch liest man, dass große Gläser, in denen man den Wein schwenken kann, eine Karaffe mühelos ersetzen können.
Sehr gut erklärt die Sommeliere wie man Wein verkostet und überaus aufschlussreich schreibt sie über biologischen Anbau und erklärt hier gut nachvollziehbar den Unterschied zwischen Bio und konventionell. Sogar über veganen Wein erfährt man Wissenswertes, was nicht wundert, wenn man liest, dass es mittlerweile 900 000 Veganer in Deutschland gibt.
Mir gefällt bei der Präsentation der wichtigsten Rebsorten, dass anhand jeweils eines Glases, das mit Früchten und anderen Lebensmitteln gefüllt ist, man sich die typischen Aromen einer Weinsorte gut einprägen kann. Die Rebsorten selbst sind hervorragend und dabei spannend beschrieben. Nicht nur Rebsorten aus deutschen Anbaugebieten, sondern auch österreichische Rebsorten wie etwa Grüner Veltliner, Blaufränkisch oder Zweigelt und auch italienische, spanische, französische Rebsorten und solche aus der Neuen Welt werden beleuchtet. Besonders interessant allerdings finde ich die Betrachtungen israelischer Weine, denn dort sei die Weinszene in ständiger Bewegung.
Auch über Prosecco bis Champagner wird man aufgeklärt, liest selbst über Portwein Wissenswertes, um sich schließlich in das Thema "Welcher Wein passt wozu?" zu vertiefen. Spannend sind hier auch die Empfehlungen zu japanischer oder indischer Küche, wo man unkundig oft lange rätselt. Bestens sind die Tipps für das Geschäftsessen im Restaurant und die Betrachtung zu Weinbegleitern wie etwa Schokolade oder Käse.
Sehr neugierig machen natürlich die Interviews mit den Weinfrauen. Dabei handelt es sich um die Winzerinnen Andrea Wirsching, Lisa Bunn und Lena Endesfelder, des Weiteren um die Vorsitzende des Vereins "Vinisima Frauen & Wein e.V" Susanne Wolf, um die japanische Weinpionierin Yumi Tanabe, die Köchin Sarah Henke, um Margareth Henriquez, Ceo von Krug und um die Leiterin der Deutschen Weinakademie Dr. Claudia Stein-Hammer.
Hervorheben möchte ich eine Antwort von Andrea Wirsching im Rahmen der Interviews mit Weinfrauen:
Romana Echensperger: Was ist ihr schönstes Erlebnis in der Weinwelt?
Andrea Wirsching: Meine Weinreise nach Israel. Wir haben mittlerweile ein gutes Partnerweingut dort, mit dem wir Austausch und Freundschaft pflegen. Das bedeutet mir sehr viel. Wenn du irgendwo mit Menschen zusammen bist, die mit dem Wein zu tun haben, entsteht eine Verbindung und plötzlich fühlt sich das Leben richtig gut an. Auf einmal hast du eine Freundschaft und richtig Freude am Leben, einen Genuss und du spürst die Erdverbundenheit. Das ist großartig.
Dass im Anhang des Buch auch noch über "Wein und Gesundheit" informiert wird und man im Glossar viele Fachbegriffe näher erläutert bekommt, ist lobenswert.
Ein wunderbares, sehr empfehlenswertes Buch und ein ideales Geschenk von Frau zu Frau.
Helga König
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Weinguide: Von wegen leicht und lieblich. Das ultimative Weinbuch (nur) für Frauen. Ein Weinführer für die weibliche Seite des Weingenusses. Ein Grundkurs in Wein von einer Master of Wine.